Ziemlich unfeierlich war die Einweihung, der anwesende Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) sprach nur ein paar kurze Sätze. Da war von einem spannenden Platz die Rede, von Aufenthaltsqualität und dass er die Stelle bislang nur mit Bauzäunen kennt. Aber der Bürgermeister ist sich sicher: „der Platz wird angenommen“.
Dies ist zutreffend. Während der Eröffnung war auch der erste „Bewohner“ des Platzes anwesend. Wie Mitarbeiter der Scheune berichteten, „lebt“ der junge Mann jetzt schon seit ein paar Tagen hier auf den Betonmöbeln. Die heutige Präsentation zeigt den Platz vermutlich in seiner schlechtesten Optik. Die frisch gepflanzten Bäume sind noch frei von Blättern und auch die Betonwand der Turnhalle grüßt noch völlig unbegrünt. Da wird sich in den nächsten Wochen schon einiges ändern. Auch die Geländer sollen mit Pflanzen berankt werden.
Auf die über die Beton-Bank-Stütz-Mauer angebrachten Graffiti angesprochen, erklärte Thomas Pieper vom Stadtplanungsamt: „Gewünscht haben wir uns das nicht, aber wir haben damit gerechnet.“ Eine organisierte Gestaltung, wie sie zum Beispiel am Toilettenhäuschen auf dem Alaunplatz geplant ist, ist derzeit nicht vorgesehen. Aber die Bewirtschaftung des Platzes ist ohnehin noch unklar. Eigentlich soll es einen Vertrag zwischen Stadt und Scheune-Verein geben. Scheune-Geschäftsführerin Romy Jaehnig erklärte, dass über den Vertrag noch verhandelt wird. Zur Feier der BRN gibt es eine Ausnahmeregelung für den Vorplatz (Neustadt-Geflüster vom 31. März 2016).
Mit der Fertigstellung des Platzes ist auch die Umgestaltung des gesamten Scheune-Umfeldes abgeschlossen. Der Platz zwischen der neuen Turnhalle und „Katys Garage“ ist etwa 80 Meter lang und neun Meter breit. Über zwei Rampen ist nun auch die Scheune über die Alaunstraße barrierefrei zu erreichen. Die beiden Schnurbäume, die eigentlich erhalten bleiben sollten, mussten ersetzt werden. Die Wurzeln waren laut Auskunft der Stesad-Projektleiterin Undine Neubert erheblich beschädigt. Insgesamt 25 Fahrrad-Bügel in der lackschonenden runden Ausführung wurden aufgestellt. Die Baukosten für den Platz betragen rund 750 000 Euro. Davon werden rund 110 000 Euro über Städtebaufördermittel finanziert.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Wohn- und Geschäftshäuser an dieser Stelle großflächig zerstört. Die Grundstücke bebaute man nicht wieder nach ursprünglichem Maß. Mit der förmlichen Festlegung des Sanierungsgebietes Äußere Neustadt wurde im Jahr 1993 die Gelegenheit genutzt, für die Situation um die Scheune nun eine städtebauliche Neuordnung durchzuführen. Da im Zentrum des Stadtteils mit Ausnahme des Martin-Luther-Platzes bisher kein öffentlicher Platz existierte, sollte mit dem Neubau eines Platzes ein markanter Ort neu geschaffen werden. Der fertiggestellte Neubau der Turnhalle in der Alaunstraße, war seit den 1990er Jahren ebenfalls Ziel der Stadterneuerung.
Leider fühlt man sich als Rollstuhlfahrer doch ausgegrenzt. Dabei gibt es so viele schöne Möglichkeiten eine Rampe im Treppenbereich zu integrieren. Ein langer Umweg führt jedenfalls nicht dazu sich integriert zu fühlen. In der Neustadt lebt auch nicht nur ein Rollifahrer sondern nach meinen Schätzungen ungefähr 20 dazu kommen Besucher. Schade um die vergebene Chance. Wo die in der Neustadt lebenden Menschen doch eigentlich sehr inklusiv denken und sich vor allem auch so verhalten.